Verhandelten die Gruppentänze der Feudal- und Ständegesellschaft noch vornehmlich gesellschaftliche Ordnung und Hierarchie und machten Gruppenzugehörigkeit erlebbar, verlagerte sich mit den Gesellschaftstänzen der bürgerlichen Gesellschaft der Fokus weg von der Gruppe hin zur Paarbeziehung. Seit dem Wiener Walzer spiegeln und verhandeln Paartänze die sich ständig verändernden Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse u. A. in den verwendeten jeweils neuen Rhythmen, Tanzfiguren, Körperhaltungen und Kleidungsvorschriften. Mit dem solo getanzten Twist Ende der 50er Jahre und den darauffolgenden Trends löste sich die Zweierbeziehung im Gesellschaftstanz vorerst auf zugunsten einer Fokussierung auf den reinen persönlichen Ausdruck des Individuums mit dem Höhepunkt im frei assoziierenden Ausdruckstanz der Flower-Power-Ära. Jedoch ließen sich schon die Discotänze und der Pogo der 70er Jahre auf einer strukturellen Ebene als Neufassungen mittelalterlicher ständischer Gruppentänze lesen. Spätestens seit den 90er Jahren erleben wir neben immer wieder neuen - häufig recht kurzlebigen - Gruppentanztrends auch Revivals von Paartänzen, wobei spannenderweise die nicht im Welttanzprogramm verankerten Tänze Salsa, Tango Argentino und Lindy Hop weltweit die meisten Anhänger fanden. Gerade in diesen Tänzen wurden im Verhandeln von Paarbeziehungen im Tanz neue Wege beschritten, indem traditionelle Geschlechterverhältnisse von gleichgeschlechtlichen Tanzpaaren (z.B. im Queer Tango) infrage gestellt bzw. überwunden wurden. Im Seminar folgt einem einleitenden historischen Teil ein analytischer Teil, in dem wir Tanzpaare bei verschiedenen Tänzen beobachten und die unterschiedlichen Rollenentwürfe ausdeuten und -werten. In einem nächsten praktischen Teil, versuchen wir selbst, Körperhaltungen und -spannungen von Grundstellungen und Grundschritten unterschiedlicher Paartänze möglichst präzise einzunehmen und zu erfahren, um herauszufinden, wie sehr das Verhältnis zum eigenen Körper und zum/zur Tanzpartner_in durch die daraus resultierenden Bewegungen beeinflusst wird. Welche Art Selbst- und Fremdentwürfe, welche Arten von Kommunikation und Emotionen werden verstärkt, welche werden erschwert?
Anrechnung:
Im Studiengang BoM Jazz/Pop und BM EMP/IGP: Anrechenbar im Bereich III (Bildung) als Modul Musikwissenschaft (Geschichte und Theorie der Populären Musik) Lehramt BA und MA Seminar Theorie und Geschichte der Populären Musik Im Studiengang MA Musikwissenschaften anrechenbar in den Modulen III (Geschichte und Theorie der Populären Musik) und Modul V (Kulturwissenschaft/Medientheorie) Im Studiengang MA Musikpädagogik Modul 5: Kultur-/Musikwissenschaft.
Anmeldung:
Die Anmeldung erfolgt im Zeitraum vom 01.09.2025 um 08.00 Uhr bis zum 29.09.2025 per Ilias:
https://ilias.hfmt-koeln.de/goto.php?target=grp_136452&client_id=HFMT
Bitte das PDF zum Anmeldeverfahren lesen.
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