Bemerkung |
2025 würde Pierre Boulez (1925-2016), der französische Komponist, Dirigent, Musikdenker und einflussreiche Kulturmanager (1925–2016) 100 Jahre alt. Zugleich gibt die „Stunde Null“ 1945, das Ende von Diktatur und Weltkrieg vor achtzig Jahren, Anlass dazu, die musikalischen Avantgarden der Nachkriegszeit anhand zentraler Werke, Texte, Personen und Institutionen zu befragen. Heute, da neue Musik längst ihr großes „N“ verloren hat, ist es schwer vorstellbar, wie engagiert und visionär, aber auch ideologisch damals neue Werke und Bewegungen gespielt, gehört und diskutiert wurden. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt widmete sich Pierre Boulez wie andere seiner Generation sogenannter „Serieller Musik“. Dazu gehörte z.B. Karlheinz Stockhausen (*1928), der anfangs Schulmusik an der Kölner Hochschule studierte oder Luigi Nono (*1924), der seine Musikästhetik mit kommunistischen Idealen verband. Die serielle Ordnung von Klängen und Parametern nach streng konstruktiven Prinzipien kam einem „Vatermord“ gegenüber den Komponisten gleich, die traditionellen Formen und Ausdruckswelten verpflichtet waren. Offenbar war es gerade in der jungen BRD wichtig, einen radikalen Neuanfang zu versuchen nach den schweren Jugenderfahrungen im NS-Staat, Faschismus und Krieg. Die sogenannte „Stunde Null“ 1945 setzte somit auch die Musik älterer Generationen voraus, von Schönberg, Webern, Strawinsky, Varèse, Leibowitz und Messiaen, und die Avantgardisten entwickelten in Paris, New York, Mailand, Darmstadt und Köln sehr unterschiedliche Techniken, Stroßrichtungen und Denkweisen. Bunter wurde es, als sich ab Ende der 1950er Jahre offene Formen, Aleatorik, Happening und Fluxus entwickelten und traditionelle Vorstellungen von Musik ihr Revival hatten. Für diese Vielfalt stehen Mary Bauermeister, Cathy Berberian, Luciano Berio, John Cage, Morton Feldman, Hans G. Helms, Mauricio Kagel, György Ligeti, Nam Jun Paik, Pierre Schaeffer, Dieter Schnebel, Galina Ustwolskaja, Wolf Vostell und andere. In der Vielfalt der Phänomene fällt auf, dass es meist Männer, waren, die den Ton angaben. Wo also waren damals die Frauen? Das Seminar umfasst auch einen Konzertbesuch (15. Mai, Kölner Philharmonie, Boulez „sur Incises“) sowie eine Kooperation zur Interpretations- und Aufführungspraxis Neuer Musik mit Jun.-Prof. Thomas Moore und seinem Ensemble an der HfMT Köln. Zudem suchen wir den Bezug zu ausgewählten Jubiläumskonzerten der Hochschule (1925-2025). Studierende aller Studiengänge, und nicht nur Kenner*innen zeitgenössischer Musik sind willkommen.
Studienleistungen möglich, bitte sprechen Sie uns an
Literatur wird während der LV bekannt gegeben.
Anmeldung:
Die Anmeldung erfolgt im Zeitraum vom 10.03.2025 um 08.00 Uhr bis zum 25.03.2025 per Ilias: Lehrveranstaltungen: Musikwissenschaft SoSe 2025, https://ilias.hfmt-koeln.de/goto.php?target=cat_155882 ,
dort bitte Kurs auswählen, beitreten und sich als Mitglied eintragen
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